Radeln in der Gruppe hält bis ins hohe Alter fit und macht Spaß

Sein Herz schlägt für den Radsport

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Mit dem Fahrrad war Detlef Holtz schon immer gern unterwegs. Vor seinem Ruhestand war der sportliche 68-Jährige im Außendienst für den Verkauf von Pumpen für die Wasserversorgung zuständig und verbrachte mehr Zeit im Auto als im Fahrradsattel. Doch seit Ende seines Berufslebens engagiert er sich in der Elmshorner Fahrradgruppe Rückenwind – von Eingeweihten kurz Rüwi genannt – und lenkt mittlerweile als Vorsitzender die Geschicke des Vereins.

„Mit den Rüwis sitze ich mindestens zweimal pro Woche im Sattel und radele mehrere tausend Kilometer pro Jahr, das hält mich fit“, erzählt Detlef. Bis ins hohe Alter fit zu sein, ist das gemeinsame Ziel der insgesamt 230 Vereinsmitglieder. Daneben sind aber auch Geselligkeit und ein fürsorglicher Umgang miteinander wichtig. „Die Rüwis sind immer in Gruppen unterwegs, niemand bleibt allein zurück. Und nach unseren Touren kehren wir fast immer irgendwo ein und klönen“, berichtet er. Zusammen mit seiner ebenfalls fahrradbegeisterten Frau hat er haben so viele Freundschaften geknüpft. „Und wenn während der Winterpause keine Radausfahrten stattfinden, treffen wir uns halt zum Stammtisch und planen die nächste Saison.“

Vier verschiedene Sparten unterhält die Fahrradgruppe Rückenwind. Da ist zum einen die Classic-Sparte, deren 20 bis 25 Aktive am liebsten auf historischen Fahrrädern in die Pedalen treten. Bis vor wenigen Jahren betrieben sie auf einem Bauernhof im benachbarten Horst-Hahnenkamp das Fahrradmuseum ‚Räder unter Reet‘, in dem Fahrrad-Oldtimer sowie historische Fahrradutensilien ausgestellt wurden. Als der Hof 2019 den Besitzer wechselte, mussten die Rüwis mit ihren historischen Fahrrädern allerdings ihr Domizil räumen und sind seither auf der Suche nach neuen Ausstellungsräumen.

Mit der Sparte ‚Rüwi-Kids‘ begeistert der Verein Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jahren für’s Radfahren. Angeboten werden zum einen mehrtägige Abenteuer-Touren, an denen bis zu 40 Kids teilnehmen und gemeinsam z. B. zu den Karl May-Festspielen nach Bad Segeberg und zu anderen Zielen in Norddeutschland und Dänemark radeln. Aber auch längere Jugendreisen und Tagesausflüge stehen auf dem Programm.

Detlef fährt gerne mit den Touren-Rüwis, der dritten Sparte im Verein. Mittwochabends trifft sich die flotte Gruppe, die mit einem Tempo von ca. 18 km/h unterwegs ist. „Etwa die Hälfte der Leute in dieser Gruppe schaffen diesen Schnitt nur, weil sie auf ein E-Bike umgestiegen sind“, erzählt er. An der elektrischen Unterstützung stört sich bei den Rüwis mittlerweile niemand mehr. „Im Gegenteil, ich finde das richtig gut. Denn auf diese Weise können wirklich alle problemlos mithalten.“ Jede der 30 bis 45 Kilometer langen Touren wird von einem Vereinsmitglied ausgearbeitet und geleitet. „Auch nach so vielen Jahren bin ich immer wieder überrascht, wie viele neue Strecken ich dabei kennenlerne“, meint Detlef. Die Touren-Rüwis, die sich am Donnerstagabend zu Ausfahrten treffen, sind gemächlicher und auch weniger weit unterwegs. Die älteste Aktive in dieser Gruppe ist immerhin schon 88 Jahre alt – und denkt noch lange nicht ans Aufhören.

Neben den wöchentlichen Feierabendausfahrten stehen bei den Touren-Rüwis regelmäßig auch Tagestouren im Vereinskalender. Besonders gern denkt Detlef an eine Tour zurück, bei der sie nach Glückstadt radelten und mit der Fähre auf die andere Elbseite übersetzten. Von Wischhafen aus ging es weiter nach Stade. Dort gingen sie mit ihren Rädern an Bord des Elmshorner Wahrzeichens MS Klostersande – ein ehemaliges Binnenmotorfrachtschiffs, das mittlerweile als Eventschiff genutzt wird und den Elmshorner Hafen nur noch selten verlässt. „Es war toll, über die Krückau zurück nach Elmshorn zu schippern und dabei leckeres Fingerfood zu genießen“, erinnert sich Detlef. Auch sonst kommen die Touren-Rüwis kulinarisch immer auf ihre Kosten, denn je nach Saison radeln sie bei eigens organisierten Gourmet-Touren zu den Glückstädter Matjestagen, zum Grünkohl- oder Rouladenessen. Merke: Bei den Rüwis geht es zwar sportlich zu, doch nach einer strengen Diät steht den meisten eher nicht der Sinn.

Bei den Renn-Rüwis kann Detlef ein paar der überschüssigen Kalorien wieder abtrainieren. Wie der Name erahnen lässt, sind deren Mitglieder mit Rennrädern unterwegs. Auch hier gibt es eine ambitionierte Gruppe, die sich mittwochs trifft und gern längere Touren in flottem Tempo in Angriff nimmt. Und eine Gruppe für Neulinge und alle diejenigen, die sich nach längerer Pause wieder einmal auf’s Rennrad trauen möchten. Sie starten dienstags zu ihren Ausfahrten, die ebenfalls immer von einem Vereinsmitglied geplant und begleitet werden.

Über Langeweile kann Detlef also nicht klagen. Neben dem Training halten ihn der unvermeidliche Papierkram, Organisation und Absprachen, aber auch Kooperationen mit anderen Vereinen auf Trab. Über den Förderverein Klostersande etwa kommen die Touren auf dem Traditionsschiff zustande. Und mit der Elmshorner Schützengilde organisierten die Rüwis 2023 im Rahmen des Stadtradelns bereits zum zweiten Mal einen Bikeathlon für über 80 Teilnehmende im Alter zwischen 11 und 90 Jahren. „Dabei werden fünf Schützenvereine auf einer Rundtour von 33 Km  angesteuert, und man braucht eine ruhige Hand, um das Luftgewehr stillzuhalten und zu treffen“, erzählt Detlef.

Übrigens sind weitere Mitglieder bei den Rüwis jederzeit willkommen. Wer nach ein paar Probe-Ausfahrten regelmäßig mitmachen möchte, kann für überschaubare 18 Euro pro Jahr dem Verein beitreten. Detlef freut sich, wenn sich noch mehr Menschen für’s Radfahren begeistern: „Elmshorn ist ja im Prinzip eine ideale Fahrradstadt“, sagt er – und meint damit in erster Linie die kurzen Entfernungen innerhalb der Krückaustadt und ein tolles Umland, das zu ausgiebigen Touren einlädt. „Bei den Radwegen ist natürlich noch ordentlich Luft nach oben. Und leider gibt es immer noch einige Autofahrer, die beim Überholen keinen ausreichenden Sicherheitsabstand zu Radfahrenden einhalten.“ Doch Detlef, der seit 1976 mit seiner Familie in Elmshorn lebt, möchte nicht nur meckern: „Es ist zwar noch viel zu tun, doch die Stadt unternimmt einiges für den Radverkehr. Und auch die Autofahrer sind rückblickend betrachtet heute achtsamer und rücksichtsvoller unterwegs als früher.“

www.fahrradgruppe-rueckenwind.de